1970-1978

ROSE Elektrotechnik KG in Barkhausen (Porta Westfalica)

Als feststand, dass ich in Zukunft faktisch ausschließlich Gehäuse produzieren werde hatte ich in meinem Heimatort Barkhausen ein Grundstück gekauft und eine Halle von 600 qm darauf bauen lassen. Sie wurde zum 15.2.1970 bezugsfertig. Für die sechs Wochen vom Anfang Januar bis Mitte Februar hatte ich auf der Lohe gegenüber von steute einen Raum in einer ebenfalls leer stehenden Möbelfabrik gemietet. Die für Porta eingestellten Mitarbeiter/innen fuhren sechs Wochen lang nach Bad Oeynhausen. Vier Damen aus der Montage nahm ich in meinem PKW mit. Pünktlich zum 15. Februar 1970 zogen wir um nach Barkhausen. Zu Beginn revolutionierten wir das Gehäuse Prinzip, weg von der „Sargform“, hin zum minimalistischen Design mit außerhalb des dichten Innenraums liegenden Schraubkanälen. Darauf aufbauende wurden in schneller Folge ein Programm in der charakteristischen Form entwickelt. Das neue Logo wurde von einem Portaner Graphik-Designer, Herrn Bollmann entworfen.

Die Grundform mit den zwei Kontakten entstammt der universellen Idee „Elektrotechnik“ , angelehnt an das Bernstein Logo „Schaltkontakte“. Als klar wurde, dass Schaltkontakte nur eine untergeordnete Rolle spielten wurde das ROSE Logo modernisiert, die Kontakte wur-den entfernt. Neben der Technik warben wir mit dem Slogan „Qualität hat einen Namen – ROSE“. Alles zusammen führte zum schnellen Erfolg und entsprechendem Wachstum. Schon bald wurden Gehäuse unserer Bauart „ROSE Gehäuse“ genannt, auch wenn sie zu einem späteren Zeitpunkt von Firmen kamen, die unsere Gehäuse millimetergenau kopiert hatten. Es war „Pionierzeit“ und alle empfanden es so. Die Stimmung unter den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen war prächtig. alle waren irgendwie beteiligt und mitverantwortlich. Ich war glücklich und traf die richtigen und wichtigen Entscheidungen. Im ersten Jahr hatten wir keinen angestellten Konstrukteur. Die Zeichnungen machte ein alter Bekannter, Harald Krieger der als Techniker bei einer Firma in Brackwede arbeitete, die Verpackungsmaschinen herstellte. Das Konzept stand und wurde auf alle Größen übertragen. Harald Krieger machte Zeichnungen für die jeweils kleinste Größe einer Reihe. Mittels „Schnitt“ wurden die anderen Gehäuselängen zu Papier gebracht und nur andere Längenmaße eingesetzt. Das funktionierte ausgezeichnet, ich fühlte mich frei wie nie und war dabei überaus erfolgreich. 

Wir stellten auf der Hannover Messe aus. Aus Holland besuchte uns ein Mann mit dem Namen Tijssen. Er sagte mir, dass er gern unsere Vertretung für die Niederlande haben möchte. Ich fragte ihn, welchen Umsatz er sich vorstellen könne. Seine Antwort: Im ersten Jahr 50.000 DM im zweiten 100.000, im dritten 250.000 und im vierten Jahr 500.000 DM. Er bekam die Vertretung und verdoppelte die geschätzten Umsatzzahlen auf 100.000 DM im ersten Jahr, 250.000 im zweiten, dann 500.000 und im vierten Jahr auf 1.000.000 €. Bis zum Jahr 1974 exportierten wir 50 % unseres Exportes in die Niederlande. 

Friedhelm Rose (mitte links) und Das Team von ROSE Systemtechnik beim Feierabendbier auf der Hannover Messe.

Das brutale RITTAL Angebot von 1971 

Das machte andere auf meine noch junge Firma aufmerksam. Durch Herrn Tijssen, der in Holland auch RITTAL Vertreter war, wurde Friedhelm Loh auf uns aufmerksam. Dieser bat mich zu einem Gespräch, zeigte mir seine aufstrebende Firma und erklärte mir dann: Ich möchte Ihre Firma kaufen. Ich biete Ihnen eine Million DM. Wenn Sie mein Angebot ablehnen gebe ich den Startschuss für eine eigene Firma, die Ihre Gehäuse billiger anbieten wird. Er kam gerade von einem längeren USA-Aufenthalt zurück und hatte eine Idee für mich parat: Sie nehmen das Geld, dass Sie von mir erhalten und gründen ein Autoverleih Unternehmen. Friedhelm Loh hatte mir zwei Wochen Zeit zum Nachdenken über sein Angebot gegeben. Es klang schon verlockend. Ich hatte 10 Jahre gebraucht um 100.000 DM zu verdienen, die mein Anteil aus der steute Firmenaufspaltung waren. Gut 12 Monate später bietet mir jemand eine Million DM, des war schon verlockend. Ich schlief einige Nächte schlecht und entschied mich dann, nicht an RITTAL zu verkaufen.

Friedhelm Loh hat seine Drohung nicht wahr gemacht. Erst viel später hat RITTAL Gehäuse der ROSE Bauart ins Programm aufgenommen, die man von dem kleinen Unternehmen Varianta in Bünde zukaufte. Der Umsatz stieg kräftig weiter. Aus dem „von steute“ mitgenommenen Umsatz von 600.000 DM wurden im Jahr 1970 knapp 1.300.000 DM, dann 2.000.000 und danach fast 3.600.000 DM. Dann machte ich einen großen Fehler, sicher den größten unternehmerischen Fehler meines Lebens. Ich bekam Angst vor der eigenen Courage. Wachstum kostet Geld. Ich verdiente zwar gut musste damals annähernd 65 % meines Einkommens dem Fiskus zahlen. Die Außenstände und das Lager wuchsen in astronomische Höhe. Schwierigkeiten mit den Banken bekam ich deshalb nicht und wollte vorbeugen. 

Beteiligungsgespräche 

Ein erstes Gespräch führte ich mit der Westdeutschen Landesbank. Man machte mir ein Angebot sich mit 800.000 DM an meinem Unternehmen zu beteiligen, befristet auf 8 Jahre. Dann sollte das Geld mit einem Gewinnaufschlag zurück gezahlt werden. Rückwirkend betrachtet, war das eine tolle Möglichkeit, die ich aber leider nicht nutzte. In Düsseldorf gab es ein Büro, bei dem Walter Scheel vor seiner Zeit als Politiker beteiligt war. Mein Gesprächspartner war ein Herr Pfeiffer. Der brachte die Firma IFINA aus Köln, eine Beteiligungstochter der Industriegas ins Gespräch. Mit einem Herrn Dr. Goldkamp führte ich erste Gespräche. Er bot mir für eine Beteiligung von 66 2/3 % den Betrag von 3.000.000 DM. Ich sollte einen Geschäftsführervertrag mit einem guten Gehalt und 10 % Vorabgewinn, unkündbar bis zu meinem 60. Lebensjahr. Die einzige Voraussetzung sollte meine geistige Gesundheit und ein akzeptabler Gewinn sein. Ich ließ mich auf solch einen Vertrag ein. Die Summe klang nicht schlecht, aber zu spät merkte ich, dass ich meine Seele verkauft hatte. 

Die ROSE-Partner ab 1974.

Die Beteiligung ab 1974 

In diesem Jahr, genauer gesagt seit dem 1. November 1973 hatte ich einen starken finanziellen Partner. Um die Finanzen musste ich mir nun keine Gedanken machen, aber das musste ich ja vor auch nicht. Was hat mich dazu getrieben, ohne echte Not? Es gab in Minden ein Beispiel, das mir damals nicht aus dem Kopf ging. An der Königstraße hatte die Firma Lemcke, eine bedeutende Näherei aufgebaut. An der Ringstraße hatten die Lemckes ein modernes, mehrstöckiges Hochhaus gebaut. Ich kannte deren finanzielle Verhältnisse und die Umstände nicht. Die Firma war aber am Anfang des siebten Jahrzehnts des letzten Jahrhunderts in Konkurs gegangen. Herr Lemcke arbeitete danach als Geschäftsführer für ein anderes Unternehmen, durfte aber nur wenig verdienen. Das monatliche persönliche Einkommen durfte damals 800 Mark nicht überschreiten. Für die gemachten Schulden mussten die früheren Eigner 30 Jahre lang haften. Das hat man erst vor nicht allzu langer Zeit geändert und auf sieben Jahre beschränkt. Frau Lemcke arbeitete in ihrem früheren Beruf als Krankenschwester. So sollte es mir nicht gehen. Sicher konnte ich damals auch das Potential, das in unserem Produkt Gehäuse steckte nicht richtig einschätzen. So wählte ich den sicheren Weg, wie den Lemckes konnte es mir nun nicht mehr ergehen! 

Der Preis: die Einschränkung meiner Entscheidungsfähigkeit. Das mit meinem Vertrag, einem guten Gehalt und 10 % Vorabgewinn entwickelte sich gut. Zu gut, wie ich später erfuhr. Auch meine neuen Partner kannten beim Einstieg in mein Unternehmen nicht die wirklichen Möglichkeiten, die im Unternehmen und meinen Produkten steckten. Nach Jahren verdiente ich mehr, als meine promovierten Partner und deren Kontaktpersonen steckten. Ich bin davon überzeugt, mein Vertrag war später ein wesentlicher Punkt um mich loszuwerden. Doch davon später.  Zunächst ließ sich alles gut an. Etwa zwei bis drei Jahre ließ man mich in Ruhe arbeiten, es ging mit Umsätzen und Erträgen stetig aufwärts. Wir trotzten der ersten Ölkrise in den Jahren 1973/74, steigerten unseren Umsatz um sagenhafte 56% bzw. 2,9 Mio. DM. 

Betriebsausflüge 

Schon im Jahr 1970 hatte ich angefangen meine Belegschaft in Form von außerordentlichen Betriebsausflügen am Unternehmenserfolg zu beteiligen und Sie zu motivieren, in diesen „Pionierzeiten“ mitzuziehen. Wir besuchten die Hauptstädte Europas: London, Paris, Oslo und Kopenhagen. Wir flogen ans Schwarze Meer und machten von dort eine Schifffahrt nach Istanbul. Die meisten kamen damals mit, das Reisen hatte in den 70ern noch eine höheren Stellenwert als heute. Und viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wären niemals in ein fremdsprachiges Land gefahren oder geflogen. Unter meiner sachkundigen Führung fühlten sich alle wohl und waren ein wenig stolz, Teil des Erfolges zu sein und an den Früchten in Form der damals außergewöhnlichen Reisen beteiligt zu sein. Später gab es zuerst zaghafte Einwendungen meiner Geschäftspartner. „Sind Sie sich bewusst, dass Sie auch das Geld Ihrer Partner für Ihre Mitarbeiter ausgeben?“ Ich konterte: Wir arbeiten nicht nach einem Akkordsystem und mit meinen Maßnahmen schaffe ich eine enorme Motivation. Das Geld ist nicht umsonst ausgegeben und wird aufgrund der geschaffenen Motivation verdient. Ein weiteres Argument: Gemäß Vertrag darf ich je Mitarbeiter/in 2 Monatsgehälter zusätzlich ausgeben, ohne mir das genehmigen zu lassen. Später erhielt ich die Bestätigung von fachkundiger Seite. Nach dem späteren Verkauf meiner restlichen Anteile wurde ein Horst Haseke als Geschäftsführer eingestellt. Als er kam, Anfang des Jah-res 1977 meinte er etwas großspurig: Hier ist aber viel mehr herauszuholen, bezogen auf die Belegschaft. Am Ende des gleichen Jahres sagte er mir: „ich muss Ihnen Abbitte tun, ich habe noch nie einen Betrieb kennen gelernt mit so motivierten Mitarbeitern wie in Ihrer ehemaligen Firma. Je erfolgreicher wir als Unternehmen wurden, je mehr versuchten meine Partner Einfluss zu nehmen. Wie das wahrscheinlich bei allen Menschen, die nur an Geldvermehrung interessiert sind, blieb das Persönliche auf der Strecke. Ich hatte mit meinen leitenden Mitarbeitern Albrecht Stegmann, Horst Worrach, Dieter Schadt und Harald Krieger eine Gewinnbeteiligung vereinbart. Mein Standpunkt war, diejenigen, die für den Unternehmenserfolg verantwortlich sind, sollen auch dafür belohnt werden und zwar unabhängig von ihrem Verhalten sondern messbar am erwirtschafteten Gewinn. Mich störte auch nicht, wenn damit ihre Einkommen ungewöhnlich hoch waren. Ich überlegte, wenn 4 % einer Summe viel sind dann sind die mir verbliebenden 96 % sehr viel! Diese Regelung wurden von den neuen Gesellschaftern umgehend abgeschafft und stattdessen ein Erfolgsprämie im Ermessen des Unternehmers zugesagt. Ich dagegen wollte keine „Ja-Sager“ sondern mündige Mitarbeiter die ihre Prämie selbst mitbestimmen können. 

BOPLA 

Wie schon berichtet, starteten wir die Firma ROSE Gehäuse mit Produkten aus Aluminium-Druckguss. Eines Tages schickte eine Firma mit dem Namen Bündoplast aus Bünde unsere eigene Werbung für Gehäuse mit dem Hinweis, ob man die nicht auch aus glasfaserverstärktem Polyester und aus thermoplastischem Kunststoff herstellen könnte. Wir kamen ins Geschäft und ließen von Bündoplast Formen für Kunststoffgehäuse bauen. Nach einiger Zeit bemerkten wir, dass Herr Frankowski, der Inhaber der Firma aus unseren Formen Gehäuse unter dem Namen BOPLA verkaufte. Andere Gehäuse kaufte er zu, u. a. auch von OKW, den Odenwälder Kunststoffwerken und machte daraus ein Programm. Wir zogen die Formen ab und unterbanden damit den Verkauf aus unserem Formen. Herr Frankowski war in Geldschwierigkeiten und Dr. Goldkamp nahm Kontakt mit ihm über die Sparkasse Herford auf. Schließlich wurde BOPLA gekauft: Die Anteile verteilten sich folgendermaßen: Dr. Goldkamp 57%, Friedhelm Rose 28% und Günter Frankowski 15%. Meine Anteile habe ich übrigens später beim Verkauf aller ROSE Anteile zum Einstandspreis mit verkauft. 

Wessel & Stolzenberg 

Ich hatte mit meinen Partnern auch Probleme in Fragen der Moral, wie man Geschäfte führt. Wir hatten im Vertrieb einen Sachbearbeiter mit dem Namen Wessel. In der Konstruktion gab es einen Mann mit dem Namen Stolzenberg. Eines Tage kündigten die beiden ihre Tätigkeit bei uns und machten sich selbständig, Ihr neues Unternehmen nannten Sie „Wessel & Stolzenberg“. Die beiden machten es sich einfach und kopierten einfach einen Teil unserer Produkte. Offenbar hatten Sie vor ihrem Ausscheiden auch Adressenlisten unserer Kunden mitgenommen. Wir trafen uns zu einem Strategiegespräch an der Autobahn-Raststätte in Recklinghausen: Dr. Goldkamp, Dr. Gerhard, sein Adjudant, Herr Frankowski von der Firma Bopla in Bünde und ich. Dr. Goldkamp schlug vor, bei der Firma Wessel & Stolzenberg einen größeren Auftrag durch Firmen seiner Unternehmensgruppe zu platzieren und einen Reklamationsgrund einzubauen. „Dann geben wir die Gehäuse zurück, kippen sie den beiden auf den Hof und sie sind pleite!“ Ich sagte, dass ich da nicht mitmache. Alles was legal ist von unserem gemeinsamen Unternehmen Schaden abzuwenden, mache ich mit! Aber für solche vorgeschlagenen Machenschaften bin ich nicht zu haben. Übrigens sagte Herr Frankowski: Dann mache ich es! Übrigens war dergleichen gar nicht nötig. Die beiden verwechselten offenbar Umsatz mit Gewinn, kauften sich teure Autos und waren nach einem Jahr am Ende mit Ihrem Unternehmen. Ich glaube, dass auch dies ein Mosaiksteinchen der Zusammenarbeit mit Dr. Goldkamp war, das später zur Trennung führte. 

 

ROSE Systemtechnik Firmengebäude Mitte der 70er Jahre

RK Rose & Krieger

 

Beim Verkauf der Mehrheit meiner Anteile an ROSE im Jahr 1973 bat ich mir das Recht aus, mich an einer neuen Firma mehrheitlich zu beteiligen. In mir war der große Wunsch, nach Aufgabe der Mehrheit an ROSE Mehrheitsgesellschafter eines anderen Unternehmens zu sein. Harald Krieger berichtete von Rohrspannelementen, die sein letzter Arbeitgeber, eine Firma die Verpackungsmaschinen herstellte, für den Eigenbedarf herstellte. Ich wurde hellhörig als er erzählte, dass es andere Kunden gab, die nur die Rohrspannelemente kaufte. Ich kom-binierte wieder wie zuvor mit den leeren Endschalter Gehäusen, da muß ein Markt für solche Spannelemente sein. Ich schlug Harald, den ich aus Kindheitstagen kannte vor, gemeinsam eine neue Firma zu gründen. Ich machte 55 % Anteile zur Bedingung und wir gründeten RK Rose & Krieger.

Wir starteten als Untermieter bei ROSE in der Flurstraße. Angestellte waren zunächst nur Harald als Mitgesellschafter und seine Frau Elisabeth für die Büroarbeiten. Die zu klein gewordene Lackiererei war leer. Da das Unternehmen mit neuen Produkten nicht sofort Geld verdiente, erteilten wir Harald Bearbeitungsaufträge für Gehäuse. Er entwickelte eine Bearbeitungsmaschine für Aluminiumgehäuse zum Anbringen von PG-Gewindebohrungen. Es war quasi ein Vorläufer der späteren CNC Bearbeitungsmaschinen. In Millimeterschritten konnte die Maschine programmiert werden, um Gewindebohrungen in die Gehäusewände einzubringen. Das Unternehmen wuchs langsam und wir brauchten Raum. Wir fanden ihn 1975 in Minden in der Bierpohlstraße. Es war eine leerstehende Halle die wir sie von dem damals bekannten Unternehmer H. D. Wehking mieteten. 

Die Entwicklung der Umsätze von ROSE Elektrotechnik in Porta Westfalica von 1970-1977.

1978 – das Ende meiner ROSE-Zeit
Die ROSE-Jahre waren wahrscheinlich die wichtigsten und schönsten Unternehmerjahre meines Lebens, von ROLEC abgesehen. Ganz besonders schön waren die Jahre von 1970 bis 1973. Es war Boom-Zeit, Pionierjahre. Wir hatten ein Produkt gefunden, das es bisher nicht in dieser Form gab aber auf einen schnell wachsenden Markt traf. Zunächst waren es „Klemmen-Gehäuse“ für die Kapselung von Reihenklemmen der damaligen Markführer WEIDMÜLLER und PHÖNIX Contact, daneben Wieland und später mit Macht auch WAGO. Aus den Klemmen-Gehäusen entwickelten sich „Gehäuse für Industrie-Elektronik“, ein schnell wachsender Markt. Es wurde in allen Bereichen automatisiert und Elektronik, die rauen Umweltbedingungen ausgesetzt ist, braucht Schutz. Das betraf den Maschinenbau, aber auch den Fahrzeugbau für Sonderfahrzeuge, Baumaschinen, die Bahn und viele andere Bereiche. Wie schon früher gesagt, war u. a. das schnelle Wachstum verantwortlich dafür, dass man mich los werden wollte. Meine Anteile versprachen zusätzliche Gewinnanteile und wie schon früher erwähnt empfanden sicher einige Herren mein Gehalt für einen Nichtakademiker als unangemessen (Grundgehalt plus Vorabgewinn etwa 500.000 DM). Das Spiel lief folgendermaßen: Man bat mich nach Köln in die Konzernzentrale. Es ging offiziell darum, Unstimmigkeiten der letzten Zeit zu besprechen. Man machte mir quasi den Hof. Man fragte nach meiner Meinung zu den Brasiliengeschäften der Gruppe. Mittags lud mich Dr. Gerhard in ein gutes Kölner Steakhaus ein, wohlwissend, dass damals ein gutes Steak gut ankam bei mir. Ich fuhr gegen Abend zufrieden nach Haus. Ich bat Herrn Stegmann, den Finanzchef unserer Firma zu einem Gespräch auf meiner Terrasse und berichtete ihm von dem „guten Gespräch“, bei dem alle Probleme ausgeräumt wurden. Drei Tage später, wohlgemerkt an einem Wochenende, kam ein Brief mit den Bewerbungsunterlagen eines Herrn Haseke. Man schlug vor, ihn als zweiten Geschäftsführer einzustellen. Ich war entsetzt, hatte ich doch einen Vertrag der mir die alleinige Geschäftsführung garantierte, solang der Gewinn in einem leicht zu erreichenden Rahmen lag und ich geistig zurechnungsfähig war. Jetzt reagierte ich genau so, wie man es offenbar erwartet hatte. Ich wartete nicht das Wochenende ab sondern schrieb prompt: „Wenn Sie einen zweiten Geschäftsführer einstellen, bin ich weg.“

 

Es war ein abgekartetes Spiel, das man mit mir trieb und ich fiel prompt darauf hinein. Die Antwort ließ dann auch nicht auf sich warten: „Danke für Ihre Kündigung, wir gehen davon aus dass Sie zum Ende des Jahres ausscheiden.“ Man machte mir ein Abfindungsangebot. Ich suchte das Gespräch mit einem Mann, den ich auf einem Unternehmerseminar kennengelernt hatte, Professor Seibel aus Wuppertal. Er erklärte mir, mein Brief sei tatsächlich eine Kündigung unter Bedingungen. Sie betraf nicht meine Geschäftsanteile, sondern nur meine Tätigkeit. Der Rat des Fachmannes: Sie müssen sich das gut überlegen. Ohne Sie als Geschäftsführer haben die Mehrheitsgesellschafter viele Möglichkeiten, Ihre Anteile schlecht aussehen zu lassen. Man kann den Standort verlagern und viele andere, Ihnen nicht genehme Dinge zu tun. Also: riskieren Sie Ihren Herzinfarkt mit der Aussicht auf erheblich mehr Geld oder nehmen Sie das angebotene Geld und sind ein freier Mann.

Wie bekannt, entschied ich mich für letzteres und war am 1. Januar 1978 tatsächlich ein freier Mann.

ROSE Elektrotechnik, Porta Westfalica

Das erste Gebäude von ROSE Elektrotechnik an der Ecke Portastraße/Flurweg.

Friedhelm Rose in seinem Büro von ROSE Elektrotechnik (ca. 1973).

„Die ROSE-Jahre waren wahrscheinlich die wichtigsten und schönsten Unternehmerjahre meines Lebens, von ROLEC abgesehen. Ganz besonders schön waren die Jahre von 1970 bis 1973. Es war Boom-Zeit, Pionierjahre.“

Friedhelm Rose

Unternehmensgründer ROSE Elektrotechnik

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Über die Jahre 1974-1980 bei RK Rose + Krieger.